Praxistipp: Lektorat in Etappen
Lektorieren funktioniert dann am besten, wenn der Text gleich zu Beginn vollständig vorliegt. Bei längeren Texten ist das manchmal nicht möglich, beispielsweise weil das Buch, der Bericht oder die Masterarbeit noch nicht ganz fertig geschrieben ist. Oder weil der Termin zur Abgabe – Weiterverarbeitung für den Druck o. Ä. – sehr eng ist. Dann kann es sinnvoll sein, in Etappen (z. B. kapitelweise) zu arbeiten. Das hat Vor- und Nachteile.
Ein Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass man zeitlich parallel arbeiten kann: Während der Verfasser / die Verfasserin noch an späteren Kapiteln feilt, kann die Lektorin schon einmal mit der Prüfung der bereits fertig geschriebenen Teile beginnen und diese idealerweise final bearbeiten.
Ein Nachteil: Man kann beim Lektorieren im Text nicht „springen“, jedenfalls nicht zurück an den Anfang. Wenn in einem späteren Teil des Textes eine Korrektur vorgenommen wird, die möglicherweise eine Auswirkung auf einen vorangegangenen Teil hat, ist es nicht mehr möglich, nachträglich dort Korrekturen auszuführen. Das ist schlecht. Typische Fehlerquellen sind Querverweise, widersprüchliche inhaltliche Aussagen, uneinheitliche Fachbegriffe/Namen und vieles mehr. Oft ist das Inhaltsverzeichnis betroffen, wenn z. B. im weiteren Verlauf eines Textes Überschriften geändert werden müssen (Gründe dafür gibt es viele).
Was also tun? Sollte aus Zeitgründen ein Lektorat in Teilabschnitten erforderlich sein, ist auf jeden Fall eine gute Absprache zwischen Verfasser/-in und Lektorin über das Vorgehen wichtig. Für ein gutes Ergebnis ist es unerlässlich, rückwirkend auf die ersten Teile eines Textes zugreifen zu können. Wichtig ist außerdem ein letzter, separater Lesedurchgang des Gesamtmanuskripts oder des gesetzten Textes.
So viel Zeit muss sein 😉.
Foto: Edda Vorrath-Wiesenthal